Von Stall zu Stall unterschieden sich die Regeln während der Corona Zeit. Während bei den einen ein nahezu normaler Stallalltag stattfand, durften die anderen ihr Pferd in der bisherigen Hochphase der Pandemie nicht einmal besuchen. Ein Großteil der Reitställe hielt sich an die Vorgaben der FN, auch hier sind viele Punkte unterschiedlich interpretiert und ausgelegt worden.

 

Kontakte vermeiden
Wie im normalen Alltag, mussten die Kontakte im Stall zu Freunden und Miteinstellern reduziert bzw. eingestellt werden. Während man nach dem Reiten gerne nochmal zusammen auf der Tribüne oder im Stübchen saß, verhinderten nun Absperrbänder das gemütliche Beisammensein und außer ein freundliches Hallo, gab es keinen Kontakt untereinander. Austauschen auf Abstand nur zu den nötigsten Themen. Während die einen kein Problem damit haben und sich voll und ganz auf ihr Pferd konzentrieren, ist es gerade für diejenigen deren Alltag sich rund um Stall und Pferd drehte und die Miteinsteller oft der wenige soziale Kontakt am Tag waren, hart sich so sehr zurück zu nehmen.

 

Anwesenheitslisten
Inzwischen ist es für uns zur Routine geworden. Statt direkt das Pferd zu begrüßen wird ein Abstecher zur Anwesenheitsliste gemacht. Uhrzeit, Name, Unterschrift und Pferdename und dann geht’s zum Vierbeiner. Das wohl geringste Übel während Corona.
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Stallzeiten reduzieren
Stunden lang putzen, gemütlich spazieren gehen, danach noch ein bisschen Bodenarbeit auf dem Platz, eine schöne Dusche mit anschließendem Sandbad und erneuter Putzsession. Was nach einem perfekten Ausgleichstag klingt, war während der bisherigen Hochphase der Pandemie auf ein Minimum reduziert. Oftmals waren die Stallzeiten auf zwei oder gar eineinhalb Stunden reduziert. Wer da noch reiten wollte, der musste sich beeilen beim Putzen und Fertigmachen. Die gemütliche Schrittrunde davor oder danach wurde oft durch Schrittreiten in der Halle ersetzt und aus den sonst 20 Minuten Schritt, wurden dann mal eben 10 Minuten Schritt, die Zeit drängt. Unbeschwert die Zeit im Stall genießen war mit Zeitdruck im Nacken oft nicht mehr möglich. Aber lieber begrenzte Zeit, als gar keine Zeit und solange unsere Pferde täglich mit den Kumpels auf der Weide stehen, war das für die Vierbeiner sicherlich besser zu verschmerzen, als für uns Pferdebesitzer.

 

Begrenzung der Anzahl der Personen auf der Anlage/in der Reithalle
Die Reduzierung der Stallzeiten ist das eine, in vielen Ställen kam dazu noch die Reduzierung der gleichzeitigen Anwesenheiten, sprich die Begrenzung der Personen die sich gleichzeitig auf der Anlage befinden. Das Gäste verboten sind, versteht sich von selber. Einige Ställe haben ihren Einstellern Zeiten zugewiesen, um so einen Überblick zu behalten. Während es den einen egal ist, wann sie ihr Pferd besuchen, führt es gerade bei den Berufstätigen zu Problemen, wenn die Stallzeit plötzlich auf dem Vormittag lag, parallel zur Arbeitszeit. Umgekehrt waren Eltern froh, wenn ihre Stallzeit vormittags war, während die Kinder aus dem Haus waren und standen plötzlich vor einem Problem, wenn sie nur nachmittags zum Pferd konnten.

 

Begrenzung der Anzahl der Personen in der Halle
In einigen Reitställen wurde auf Basis der Empfehlung der FN die Anzahl der Personen auf der Reithalle oder auf dem Viereck begrenzt, abhängig von der Größe der jeweiligen Reithalle oder des jeweiligen Reitplatzes. 

 

1-Person-Pro-Tag-Pro-Pferd-Regel
Statt wie sonst gemeinsam mit der Mutter oder dem Partner das Pferd zu versorgen, galt während der bisherigen Hochphase der Corona Pandemie die 1-Person-Pro-Tag-Pro-Pferd-Regel und wie der Name schon sagt, war die Betreuung des Pferdes alleine einer Person vorbehalten, unabhängig ob gleicher Haushalt oder nicht. Viele versorgten das Pferd auf der Anlage dann entsprechend alleine, trafen sich aber vor dem Hof zu einem gemeinsamen Spaziergang. Ziel der Regel war es natürlich die Anzahl der Personen auf dem Hof auf ein Minimum zu reduzieren.

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Reitbeteiligungs-Verbot
Die Versorgung der Pferde war in vielen Reitställen nur noch alleinig den Pferdebesitzerin vorbehalten und Reitbeteiligungen mussten draußen bleiben. Die für viele unverständlichste Regel, da es grundsätzlich egal sein sollte, ob Reitbeteiligung oder Pferdebesitzer sich um das Pferd kümmern, solange die 1-Person-Pro-Tag-Pro-Pferd-Regel eingehalten wird.

 

Ausfall des Reitunterrichts
Dieser Punkt hat zwei Seiten die man betrachten muss. Die Seite der Reitlehrer, die es ebenso hart getroffen hat wie die Event- und Tourismusbranche, nämlich der komplette Wegfall des Einkommens und damit stehen viele Reitlehrer plötzlich vor Existenzängsten. Auf der anderen Seite aber auch diejenigen die auf Reitunterricht angewiesen sind, entweder weil es der Gesundheit hilft oder weil man in der Ausbildung eines jungen Pferdes steckt und beispielsweise auf Hilfe angewiesen ist.

 

Notbewegung
Die häufigste Frage die man sich im Stall und auch Social Media seitig in den Gruppen und auf den verschiedenen Kanälen gestellt hat, war wohl die Frage „Wie definiert man Notbewegung?“ Unter Notbewegung versteht sich die notwendige Bewegung des Pferdes. Die Bewegung eines Pferdes setzt sich aus freier Bewegung beispielsweise auf der Weide oder dem Paddock und kontrollierter Bewegung unterm Reiter oder an der Longe zusammen. Während erstes nicht von der Beschränkung betroffen ist, sollte das Reiten oder Longieren auf das notwendige Maß zur Gesunderhaltung des Pferdes reduziert werden. Die Bewegung, die ohnehin dem „Nutzen“ des Pferdes angepasst ist, sollte entsprechend dem geplanten „Nutzen“ reduziert werden. Für das Sportpferd gilt somit eine andere Definition der Notbewegung, als für den Rentner, der ohnehin nur noch wenige Male in der Woche bewegt wird. Aber vorsichtig: Notbewegung ist Auslegungssache und sollte immer dem Zustand des Pferdes angepasst werden.

 

Begrenzung von Hufschmied/Tierarzt / Verbot von Sattlern/ Chiropraktikern
Hufschmiede und Tierärzte durften in vielen Reitställen nur noch im Notfall auf den Hof. Für einen Tierarzt Besuch ist das Thema Notfall noch relativ einfach zu definieren, bei einem Hufschmied wird es schon schwieriger. Und was die einen als Notfall auslegen, ist für die anderen noch lange keiner. Bei dem Thema Hufschmied stießen viele an ihre Grenzen. Das eine Pferd lief mit einem Eisen weniger, das andere lief mit einem Eisen weniger nicht einen Meter mehr. Hier empfahl sich einfach Rücksprache mit dem Stallbesitzer zu halten.
Klares Verbot galt für Besuche von Sattlern, Chiropraktikern, Osteopathen, etc. Entsprechende Termine mussten verschoben werden und zu einem späteren Termin nachgeholt werden.

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Desinfektionsmittel 
Mal ehrlich, der Geruch ist doch nicht mehr wegzudenken oder? Und mal eben die Hände vor und nach dem Stallbesuch zu definfizieren, kann kaum als Einschränkung genannt werden.

 

Rund um: Corona hat uns alle fest im Griff, aber wir Reiter sind priviligiert gegenüber anderen Sportlern. Auch unsere  Ställe sind eine Sportstätte und trotzdem durften wir größtenteils jederzeit unseren Vierbeiner versorgen. Für alle Sportler war und ist es eine harte Zeit, aber ein Pferd stellt man nicht in die Ecke und holt es irgendwann wieder raus. Zur Verantwortung eines jeden Pferdebesitzers gehört es, die notwendige Betreuung des Pferdes zu gewährleisten.

 

Ein großes

DANKE

an dieser Stelle, an jeden Nicht-Reiter, der dies akzeptiert!