Wir können es kaum leugnen, es geht mit großen Schritten auf den Winter zu. Die Luft ist bereits jetzt vielerorts nass-kalt. Klare Vorboten des Winters.

Plötzlich geht es los, wo ist meine Regendecke? Wo ist die Winterdecke? Sind sie gewaschen? Sind sie heil? Scheren, ja oder nein? Braucht mein Pferd Zusatzfutter? Wer sich einem Tag vor dem Wintereinbruch darüber Gedanken macht, ist definitiv zu spät dran. Der frühe Vogel fängt den Wurm oder aber auch der gut vorbereitere Reiter kommt entspannt mit dem Pferd durch den Winter.

Janna Sundmäker

Jedes Jahr auf Neue überrascht der Winter. Doch wer vorrausschauend das ganze Jahr über plant, den lässt auch ein plötzlicher Wintereinbruch im wahrsten Sinne des Wortes kalt. Die benutzen Winterdecken sollten spätestens wenn die letzte Decke eingemottet werden kann, in die Reinigung und Reparatur gebracht werden. So hat man diese zeitnah wieder und steht dem Winter bzw. dem vorangegangen Regenwetter nicht schutzlos gegenüber.
Wer jetzt aufschreit: „Wo ist eigentlich meine Winterdecke?“, „Habe ich überhaupt noch eine Regendecke?“ sollte spätestens jetzt loslaufen. Okay, nicht wörtlich gemeint. Aber zumindest das Internet nach der richtigen Decke durchforsten und bestellen, damit diese auch pünktlich eintrifft. Manchmal geht es schneller als man denkt. Wenn nun die andere Seite aufschreit: Mein Pferd braucht doch gar keine Decke! Durchaus möglich. Was das Pferd braucht oder nicht, entscheidet jeder Reiter für sein Pferd selber. Pferde haben eine ausgezeichnte Thermoregulation und fühlen sich zwischen minus zehn und plus zehn Grad tatsächlich am wohlsten. Somit sind wir Reiter also eher diejenigen, die vom Winter überrascht werden, aber wer nach einer neuen Winterdecke guckt, der kann auch gleich nach einer neuen Winterjacke gucken. Spart Versandkosten, praktisch.

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Wer seinem Pferd auch noch etwas Gutes tun möchte, kann frühzeitig anfangen mit dem Futter zu unterstützen. Aber Achtung: Nicht einfach drauf losfüttern und gerne auch Rücksprache mit dem Tierarzt halten.  Wie für uns Menschen ist der Winter Erkältungszeit. Aufgrund der kalten Witterung hat das Pferd einen erhöhten Energiebedarf, gleichzeitig ist dann auch noch die Bewegung eingeschränkt, weil beispielsweise die Bodenverhältnisse den Koppelgang nicht zu lassen.

Während des Fellwechsels hat euer Pferd einen erhöhten Bedarf an Spurenelementen. Für die Bildung des Fells wird insbesondere Zink benötigt. Mineralstoffe und Vitamine nimmt das Pferd normalerweise durch das Gras auf. Im Winter steht oftmals nur vertrocknetes Gras zu Verfügung, welches kaum Nährstoffe enthält. Das Heu kann nur einen Teil hiervon bereitstellen. Daher kann es sinnvoll sein Vitamine und Mineralstoffe hinzu zufüttern. 


Das wichtigste Futter im Winter ist qualitativ hochwertiges Raufutter und dies in ausreichender Menge. Die Mindestaufnahmemenge liegt bei 1,5 kg Heu plus Stroh pro 100 kg Pferdegewicht.
Dem Arbeitspensum muss das Kraftfutter angepasst werden. Wer die Arbeit im Winter reduziert, sollte auch die Kraftfuttermenge reduzieren, niemals aber die Heuration. Zudem sollte man beachten, das Pferde trotz gleichbleibender Futtermenge, „kerniger“ im Winter sind. Dies liegt nicht zu letzt an der oft eingeschränkten Bewegung.


Obst hält Mensch und Pferd gesund. Unsere Pferde sollten auch im Winter regelmäßig frisches Saftfutter bekommen, da darin wichtige Vitamine enthalten sind.

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Das Winterfell unser Vierbeiner wächst bereits im Frühherbst. Pferde mit Winterfell brauchen in der Regel keine Decke, aber Achtung: Ausnahmen bestätigen die Regel. Wer sein Pferd über Jahre hinweg spätestens an den ersten kalten Tagen eingedeckt hat, kann nicht erwarten, dass das Pferd den nächsten Winter plötzlich ohne Decke überstehen kann. Hier sollte man sich langsam Winter für Winter ran tasten und im wahrsten Sinne des Wortes nach und nach abrüsten.
Wer schert, deckt ein. So ist es wohl die gängigste Regel. Ob geschoren wird oder nicht, hängt wie so oft vom Pferd selber ab, okay durchaus auch vom Training. Wer im Winter nicht auf intensive Reiteinheiten verzichten möchte, der sollte sein Pferd scheren. Eine intensive Unterrichtseinheit mit Winterfell ist ungefähr vergleichbar damit, als würden wir im Pelzmantel joggen gehen. Und mal ehrlich, an die Jogger unter uns, hättet ihr da Bock drauf? Nein? Unsere Pferde wohl auch nicht. Dazu kommt, dass es relativ lange dauert, bis das lange Winterfell wieder getrocknet ist – Erkältungsgefahr! Daher sollten Pferde, die konstant über den Winter trainiert werden sollen, geschoren werden. Oftmals wird die Winterarbeit jedoch auch eingeschränkt, sodass das Scheren nicht zwingend notwendig ist. Wer schert, kann sich jedoch auf die Decke als ständigen Begleiter einstellen.

Annika Kiefer

Nun ist es meistens abzusehen, wann der erste Schnee kommt. Dank zuverlässiger Wetterdienste und Wetterapps kann man ziemlich genau einplanen, ob am nächsten Tag nun Schnee fällt oder nicht. Aber genau dann, ist es bereits zu spät den Beschlag umzustellen. Und da wären wir wieder an dem Punkt: Der gut vorbereitete Reiter kommt gut durch den Winter. Wer auch im Winter mit seinem Pferd nicht auf die gemütliche Runde durchs Gelände und den täglichen Weidegang für das Pferd verzichten möchte, sollte sich rechtzeitig über den richtigen Beschlag Gedanken machen. Im Winter empfiehlt sich der sogenannte Schneegrip, welcher das Festkleben und das sogenannte „Aufstollen“ des Schnees unter den Eisen verhindert. Schon mal mit High Heels im Schnee gewesen? Tendenziell eher wenig toll! Zudem gibt es kleine Stollen, die der Hufschmied am Eisen befestigen kann. Vorteil hat hier der Besitzer von einem unbeschlagenen Pferd. Julia Winter

Ansonsten gilt für den Winter: Trotz Kälte, Spaß haben und die herrliche weiße Pracht gemeinsam mit dem Vierbeiner genießen.

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Liebe Grüße,

 Aileen

Vielen lieben Dank an Janna Sundmäker, Lioba Helmus, Annika Kiefer, Julia Winter und Beate Hübner für die schönen Fotos!