Man braucht nicht für jede Dehnübung gleich einen Physiotherapeuten – das ist zumindest meine Meinung. Seit einiger Zeit versuche ich Candela in ihrem Bewegungsapparat zu trainieren und damit zu unterstützen. Einen Teil unserer Übungen möchte ich Euch hier zeigen.

Im Training wünscht man sich von seinem Pferd gewisse Bewegungsabläufe, egal ob im Springen oder in der Dressur. Als erstes schaue ich mir also mein Pferd an und entscheide, was ich trainieren oder üben möchte. Welche Bewegung möchte ich fördern oder weiter ausbauen? Wo liegen die Defizite im Exterieur oder im Bewegungsablauf meines Pferdes?

Meine erste Regel dabei ist immer, dass ich keine Bewegungen in unnatürliche Richtungen oder Positionen provoziere. Ich dehne und arbeite mit Candela nur in Richtungen, die den natürlichen Bewegungen eines Pferdes entsprechen oder diese erweitern. Kurz gesagt: Alles, womit ich nichts kaputt machen kann. Alles andere überlasse ich dann doch lieber ausgebildeten Leuten.

Zweite Regel: Unbedingt vorher aufwärmen! Die Übungen mache ich immer erst nach dem Reiten oder baue sie während des Longierens ein. 

Nehmen wir zunächst das Beispiel des Rückens: Candela hat vom Exterieur einen eher geschwungenen Rücken und ist hinten eher höher gebaut. In der täglichen Arbeit drückt sie gerne den Rücken weg und es fällt ihr schwer sich aufzuwölben.

IMG 5568

Das typische „Aufwölben lassen“ mit einem kräftigen Strich unter dem Bauch fällt bei meiner Vollzeit-Stute schon mal weg. Stattdessen fahre ich mit einem Finger eine Seite der Kruppe hinten-abwärts, das klappt deutlich besser und Candela wölbt den Rücken auf. Manchmal reicht sogar ein kräftiges Kraulen im hinteren Bereich der Kruppe, um den Rücken aufzuwölben. Ich lasse sie den Rücken auf beiden Seiten einige Male anheben und absenken.

IMG 5604

Eine andere Rückenübung ist für uns das Absenken des Kopfes bis zwischen die Vorderbeine, dabei aber immer vor allem in die Tiefe arbeitend. Dabei hebt sich der Rücken an und gleichzeitig wird der Halsbereich gestreckt.

IMG 5618

Aus dieser Übung lässt sich die nächste sehr gut herleiten. Mit ebenfalls etwas gesenktem Kopf schicke ich Candela einige Schritte rückwärts und achte darauf, dass sie gerade zurück tritt und den Hals gerade und unten lässt. Rückwärts richten ist auch unter dem Sattel nicht unsere liebste Übung. Candela wird schnell schief, wenn ich nicht komplett gerade sitze, stellt sich über der eigentlichen Anlehnung ein und verwirft sich. Sie macht dann nur halbe Tritte rückwärts, das chreiten geht verloren. Warum nicht also vom Boden aus üben und mit etwas Gymnastizierung verbinden?

IMG 5628

 Normalerweise zieht Candela bei jedem Mal Hufe auskratzen ihre Beine ziemlich unter den Bauch und hält sich dann in der kompletten Hinterhand fest. In der Eile oder aus Nachlässigkeit nimmt man das oft hin, beschwert sich dann aber, wenn die Pferde am Sprung die Hinterhand nicht immer öffnen. So habe ich mir angewöhnt, mir bei jedem Hufe auskratzen mehr Zeit zu nehmen und zunächst zu warten, bis Candela etwas nachgibt und das Bein nicht mehr verkrampft gegen mein Vorhaben wegzieht. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber es ist wirklich schon besser geworden!
 IMG 5578

Immer mal wieder dehne ich beide Hinterbeine auch etwas mehr nach hinten und nach oben. Eben so, wie ich es am Sprung gerne hätte. Dabei merkt man genau, wie weit man gehen kann, ohne dass das Pferd unzufrieden wird. Candela erhöht dann sofort den Gegenzug, ich stoppe an der Stelle und setze das Bein langsam wieder ab, wenn sie nachgegeben hat.

IMG 5585

Mein Wunsch ist es, dass Candela etwas stabiler in der Vorderhand wird. Sie stolpert auch gerne mal. Zudem möchte ich die Schulterpartie mobilisieren, um zum Beispiel Traberweiterungen oder die Vorhandtechnik im Springen zu unterstützen. Eine Übung habe ich von einem Physiotherapeuten mitgenommen. Ich hebe Candelas Vorderbein und winkel es an. Mit beiden Händen stütze ich das Bein und hebe es vorsichtig an und senke es wieder etwas ab. Das dehnt das Bein und bringt Bewegung in die Schulter, die man bei jedem Mal bis in den Widerrist sehen kann. Die Übung wiederhole ich fünf Mal auf jeder Seite.

IMG 5572

 Anschließend stelle ich Candela so hin, dass sie gerade auf allen vier Hufen steht. Ich fasse an ihren Widerrist und "schaukel" sie leicht von links nach rechts. So nimmst sie abwechselnd Last auf den Vorderbeinen auf. Auch das lässt sich durch Beobachtung gut kontrollieren. Außerdem gehen Pferde aus der Übung raus, sobald es ihnen zu viel wird.

IMG 5594

 Zum Schluss machen wir noch die bekannte "Möhrchenübung", bei der ich Candela ihren Hals abwechselnd in beide Richtungen nach hinten in Richtung der Flanke strecken lasse. Da wartet dann eine kleine Belohnung für die Übungen, die sie immer selbstverständlicher mitmacht.

IMG 5590

Das ist also ein kleiner Eindruck in die etwas andere Arbeit an der Beweglichkeit und Muskulatur meines Pferdes.

Interessieren Euch solche Übungen und Trainingseindrücke? Baut Ihr vielleicht selber schon ähnliche Übungen ein? 
Dann erzählt mir davon, ich würde sie gerne mal ausprobieren!

Bis Bald

Eure Theresa