Kaum zu glauben Deutschland schwitzt und das auch bereits seit Wochen. Selbst im sonst so kühlen Norden klettert das Thermometer seit Tagen über die 30 °C Marke. Ross und Reiter schwitzen.

Ebenso wie wir Menschen leiden auch Pferde unter der Hitze. Hitzefrei kann die Lösung sein, ist schön für einen Tag, aber bei den langanhaltenden Höchsttemperaturen empfiehlt sich keine komplett Umstellung des Traininges. Mit dem richtigen Verhalten können wir unseren Vierbeinern durch die Hitzewelle helfen.

 

Tägliche Arbeit
Die tägliche Arbeit sollte nach Möglichkeit in die frühen Morgenstunden oder in den späteren Abend verlegt werden. Anders als wir Menschen können Pferde ihren Körper nicht durch Schweiß runterkühlen. Das hängt damit zusammen, dass das Pferd im Verhältnis zu seiner gesamten Körpermaße eine relativ kleine Körperoberfläche besitzt. Lässt es sich nicht vermeiden in der Mittagszeit zu reiten, sollte die Reiteinheit in die Reithalle oder in den Wald verlegt werden. Aber Achtung: Im Wald lauern fiese Bremsen und Mücken, die nur darauf warten Pferd und Reiter zu piesacken.  Ob nun morgens oder abends, Reithalle oder Platz, das Training muss den Temperaturen angepasst werden. Die Arbeit im Schritt, sowie viele Pausen sollten das Training dominieren, lange Galoppphasen hinten anstehen.

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Wasser-Marsch
Bei Hitze kann der Bedarf an Wasser beim Pferd auf bis zu 80 Liter pro Tag steigen. Bei den aktuellen Temperaturen reicht die Wasserzufuhr durch die Selbsttränken meist nicht mehr aus, daher ist es ratsam seinem Pferd Wasser aus dem Eimer anzubieten.
Wer sich unsicher ist, ob das Pferd genügend trinkt kann den Hautfaltentest machen. Hierfür nehmt ihr etwas Haut im Halsbereich zwischen Daumen und Zeigefinger und beobachtet beim Loslassen, wie schnell die Haut wieder anliegt. Zieht sich die Haut nicht sofort zurück, ist dies ein Hinweis auf zu wenig Flüssigkeit.

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Aber nicht nur Trinken ist wichtig bei dem Wetter, auch eine Dusche zur richtigen Zeit kann wahre Wunder bewirken. Eine Dusche erfrischt nicht nur, sondern wäscht zudem den juckenden Schweiß aus dem Fell. Doch auch hier sollte man einiges beachten.
Man sollte immer herzfern beginnen und sich langsam in Richtung Herzen vorarbeiten. Bedeutet im Klartext: Der Startpunkt ist das rechte Hinterbein.
Achtet darauf, dass kein Wasser in die Ohren des Pferdes gelangt, da dies das Gleichgewichtsinstrument Innenohr schädigen kann.

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Mineralien
Beim Schwitzen gehen Mineralien verloren, die für das Gleichgewicht des Körpers von enormer Bedeutung sind. Ein Salzleckstein auf der Weide oder in der Box schafft hier Abhilfe. Wichtig jedoch: Wer Mineralfutter füttert, sollte nicht die Dosierung erhöhen, um das Gleichgewicht des Körpers nicht ins Wanken zu bringen. Hier gilt: Das Pferd weiß was es braucht und nimmt sich was benötigt wird.

 

 

Weidezeit
Während 2017 die Weiden eher einem Sumpfgebiet glichen, sehen sie dieses Jahr aus wie eine Steppe. Wie auch bei uns Menschen, benötigen Pferde Schatten. Gibt es keine Bäume oder einen Knick der wie Weide umsäumt, kann eine Weidehütte helfen. Wenn es möglich ist, sollte das Pferd den heißen Tag im Stall verbringen können und erst nachts auf die Weide kommen. Leider ist dies in vielen Ställen nicht möglich oder wird vom Besitzer aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Bei den aktuellen Witterungen sind die Weiden eher Steppen. Damit die Pferde ausreichend zu Fressen finden, sollte zusätzlich auf der Weide Heu angeboten werden.

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Insektenabwehr
Wir Menschen kennen es selber. Nichts ist lästiger als Fliegen, Bremsen, Mücken und was da noch so um unsere Köpfe schwirrt. Gerade bei heißen Temperaturen entwickeln sich genau diese Störenfriede und machen uns das Leben zur Hölle. Mit Fliegendecken, Fliegenfransen- oder Masken und Fliegenspray können wir unserem Pferd das Leben erleichtern. Vorsicht bei der Fliegendecke, gerade an besonders heißen Tagen kann sich hier die Hitze drunter stauen. Dann hilft die Decke zwar gegen die Fliege, aber Kreislaufprobleme oder ein Hitzeschlag sind vorprogrammiert.

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Sonnenbrand
Auch Pferde können Sonnenbrand bekommen. Gerade Pferde mit einer breiten Blesse neigen zu Sonnebrand auf der Nase und das kann wie beim Menschen schnell gefährlich werden. Hier hilft aber ein ganz einfaches Mittel: Sonnencreme! Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass sie für empfindliche Haut geeignet ist.

 

Plüschfell und lange Mähne
Einige Rassen haben auch im Sommer ein dickes Fell, welches das Leben bei den derzeitigen Temperaturen unerträglich machen. Wenn nichts mehr geht, dann kann dem Fell nur noch mit einer Schermaschine an den Leib gerückt werden.


Weniger drastisch kann bei der Mähne Abhilfe geschaffen werden: Mehrere geflochtene Zöpfe.

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Im Fall der Fälle
Schwitzen Pferde bereits im Stehen, atmen schwer und wirken apathisch kann dies ein erstes Anzeichen für ein Kreislaufproblem sein. Die Schleimheute an den Augen und im Maul sind dann blass und trocken. Hier ist schnelle Abhilfe geboten. Zunächst sollte das Pferd in den Schatten, im Anschluss sollte ausreichend Wasser angeboten werden und zu guter Letzt langsam die Beine kühlen. Im Anschluss sollte ein wenig Schritt führen den Kreislauf wieder in Gang bringen.
Verbessert sich der Zustand jedoch nicht innerhalb der ersten 15 Minuten, sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.

 

Ansonsten sehen wir es doch mal positiv. Das aktuelle Wetter schweißt definitiv zusammen!

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