Für viele Reiter ist gebissloses Reiten der Innbegriff von Harmonie. Die Voraussetzung für so ein federleichtes Traumbild ist allerdings eine gehörige Portion Fachwissen, Verstand und Feingefühl.

Ein Vorwort zum Reiten ohne Gebiss: Egal, ob ein Pferd ohne oder mit Gebiss geritten wird – den Zügel führt immer die Hand des Reiters. Das heißt im Klartext, ein grobmotorischer, ungeübter Reiter kann dem Pferd mit einer gebisslosen Zäumung genauso viel Schmerzen und seelisches Leid zuführen, wie mit einem Gebiss. Soll das Pferd weich reagieren, mitdenken und motiviert unter dem Sattel sein, so Bedarf dies auch einem motivierten und lernwilligen Reiter, welcher stets bereit ist, seine Fehler zu erkennen und sich zu verbessern. Feines Reiten - mit oder ohne Gebiss - liegt also buchstäblich immer in der Hand des Reiters.

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Das Bosal oder auch kalifornische Hackamore:

Eine gewisse Romantik umrahmt die Geschichte und Tradition der Hackamore. Ursprünglich stammt diese Zäumung aus Arabien, über Afrika kam sie nach Spanien und von dort mit den Konquistadoren nach Kalifornien wo sie ihren Einzug in die moderne Welt des Westernreitens gefunden hat und wurde zum "Inbegriff der kalifornischen Reitweise" - berühmtester "Bosal-Verfechter" war Jean Claude Dysli. Im Arabischen heißt Hackamore "HAKIMA" und bedeutet wörtlich "die Heilende". Heilende vermutlich deswegen, weil sie bei Pferden während des Zahnwechsels, im Alter von 4 - 5 Jahren, eingesetzt wurde.

Die heutige, kalifornische Hackamore besteht aus zwei Teilen: dem Bosal und der Mecate. Ein Bosal besteht aus Rinderrohhaut und liegt auf dem Nasenrücken des Pferdes auf. Unter dem Kinn, am Heel Knot, wird die sogenannte Mecate geknotet, so dass sich geschlossene Zügel und ein Führseil ergeben. Die Mecate wird grundsätzlich aus Pferdehaar oder aus Nylon hergestellt und ist in verschiedenen Größen bzw. Längen und Stärken erhältlich. Bosal und Mecate funktionieren nur als Einheit und werden zusammen schlicht Hackamore genannt.

Wirkungsweise:

Grundsätzlich kann man vier wesentliche Wirkungszonen der Hackamorezäumung benennen: drei im Bereich des Nasenteils (Bosal) und eine Wirkungszone am links und rechts Hals mit der Zügelschlaufe (Mecate).

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Varianten und Ausbildung:

Bosals sind in verschiedenen Größen und Stärken erhältlich. Normalerweise gilt: Je dicker (stärker), desto „schwächer“. Ein Pencil Bosal mit 1/4‘‘ wirkt beispielsweise direkter als ein 5/8‘‘ Bosal. Die Stärke des Bosals entspricht dem Ausbildungsstand des Pferdes. Normalerweise  beginnt man bei einem Pferd, welches schon mal die Grundlagen im Snaffle Bit gelernt hat, mit einem 5/8 Bosal, reduziert dann mit zunehmender Feinheit des Pferdes den Durchmesser auf 1/2", um dann mit der 3/8“ die Umstellung ins Bit durchzuführen.

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Genau wie beim Reiten auf Bit ist es wichtig, dass das Pferd eine entsprechende Ausbildung erhält. Ein korrekt ausgebildetes und durchlässiges Pferd ist auf Bosal ebenso weich zu reiten wie auf Gebiss. Im Grunde genommen lässt sich die Frage, was nun besser ist, Reiten mit Gebiss oder ohne, nicht so einfach beantworten, denn beides hat zweifellos Vorteile. Die Frage sollte eigentlich lauten: Wenn mein Pferd gebisslos in der Lage ist, entsprechend durchlässig alle Hilfen anzunehmen, die Hinterhand zu aktivieren und so weiter, warum sollte ich es dann weiterhin mit Gebiss reiten?

Liebe Grüße

Eure Dany