Es gibt verschiedene Gründe, warum wir zu Hilfszügeln greifen: Zum Longieren, zur Korrektur oder bei Reitanfängern. Und es gibt auch hier eine Vielzahl an verschiedenen Möglichkeiten. Alle Hilfszügel haben eins gemeinsam: Sie sollen das Pferd in eine korrekte Haltung bringen. Das heißt, dass das Pferd über den Rücken gehen soll und ihn nicht wegdrückt.  Diese positive Wirkung wird aber leider oft zunichte gemacht, indem das Pferd zu eng ausgebunden wird und so nicht mehr korrekt mit der Hinterhand unterfußen kann und in eine unnatürliche Halshaltung gezwungen wird.

Aber welche Hilfszügel sind wann geeignet?

Es gibt zwei Unterarten der Hilfszügel: Zum Einen fest verschnallte, die meist am Sattel befestigt sind, und auf deren Wirkung der Reiter keinen Einfluss hat. Zum Anderen gibt es die Hilfszügel, über die der Reiter direkt auf sein Pferd einwirken kann. Damit es nicht komplett unübersichtlich wird, beschränke ich mich im Folgenden zunächst einmal auf die fest verschnallten Hilfszügel.

Stoßzügel

Stoßzügel sieht man oft in Schulbetrieben. Sie sind die wahrscheinlich älteste Art der Hilfszügel. Ein Stoßzügel ist ein Riemen, der Sattelgurt und Gebiss direkt verbindet und zwischen den Vorderbeinen des Pferdes verläuft. Am Gebiss wird er durch ein Verbindungsstück befestigt, das heute oft nur noch als „Longierbrille“ bekannt ist. So wirkt es gleichmäßig auf beide Gebissringe. Der Stoßzügel sollte so lang verschnallt sein, dass das Pferd korrekt vor der Senkrechten steht. Dadurch wird verhindert, dass das Pferd sich heraushebt und den Reiterhilfen entzieht, Stellung und Biegung sind aber uneingeschränkt möglich. Aufgrund der fehlenden seitlichen Begrenzung sind einfache Stoßzügel nicht zum Longieren geeignet.

img 3523

Ausbinder

Der eigentliche Unterschied zwischen dem Riemen eines Stoßzügels und dem eines Ausbinders ist der Gummiring in der Mitte, der die Einwirkung etwas elastischer machen soll. Allerdings habe ich in meiner Schulbetriebzeit (wirklich lange her) oft gesehen, dass nur die Ausbildezügel genommen werden und einzeln als Stoßzügel verwendet werden.

Ausbinder im eigentlichen Sinne sind allerdings statt zwischen den Vorderbeinen zu einer Brille am Gebiss seitlich befestigt werden. Sie sind an beiden Seiten des Sattelgurtes angebracht und führen jeweils zu dem Gebissring auf der entsprechenden Seite. Die korrekte Länge entspricht der des Stoßzügels, also so, dass die Nasenlinie vor der Senkrechten ist. Man möchte so eine „runde“ Halshaltung erreichen. Durch die Ausbinder ist das Pferd seitlich begrenzt, das Pferd kann nicht so leicht über die Schulter ausbrechen oder sich verwerfen. Er wird daher gerne zum Longieren genommen. Während die Ausbinder in der Form auf Turnieren (also in kleinen Dressurprüfungen) nicht mehr erlaubt sind, werden sie beim Voltigieren fast ausschließlich benutzt.

 

IMG 3551

Dreieckszügel

Der Dreieckszügel ist eine Abwandlung des Ausbinders. Statt einer direkten Verbindung zwischen Trensenring und Sattelgurt, wird der lange Riemen zwischen den Vorderbeinen des Pferdes hindurch kommend durch den Trensenring gefädelt und dann seitlich wieder in den Sattelgurt eingeschnallt. So ist dem Pferd die Vorwärts-Abwärtsbewegung möglich, die beim Ausbinder nicht möglich ist. Auch der Dreieckszügel ist korrekt so verschallt, dass das Pferd den Kopf bis kurz vor die Senkrechte heben kann. Der korrekt verschnallte Dreieckszügel erlaubt das Heben des Pferdekopfes bis kurz vor die Senkrechte. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zum Ausbinder ist, dass durch verschiedene Anbringung am Sattel, bzw. Longiergurt, die Aufrichtung des Pferdes variiert werden kann. Er bietet sich daher zum Longieren an, ist aber mittlerweile auch Standard in Dressurprüfungen der kleinen Klassen, wie (Dressur-)Reiterwettbewerb. Noti2

Halsverlängerer

Halsverlängerer ist ein Zügel aus vollständig elastischem Material, der entweder seitlich am Sattelgurt unter dem Sattelblatt oder auch mittig unter dem Bauch befestigt wird, dann durch die Trensenringe gezogen über das Genick führt, auf der anderen Seite wieder durch den Trensenring zurück zum anderen Sattelblatt oder wieder unter die Brust verläuft. Pferde, die sich der Anlehnung entziehen, sollen durch den Halsverlängerer, wie der Name schon sagt, dazu angeregt werden, sich vorwärts-abwärts zu dehnen. Durch die Elastizität des Zügels lassen sich manche Pferde allerdings dazu verleiten, sich aufs Gebiss zu legen oder sich hinter der Senkrechten zu verkriechen.

image1

 

Chambon / Gogue

Diese Gefahr gibt es auch beim Chambon. Der Hilfszügel ist hier nicht nur am Sattelgurt befestigt und an bzw. durch die Trensenringe geführt. Es gibt außerdem einen zusätzlichen Haltepunkt am Genickstück der Trense. Dadurch wird nicht nur auf das Gebiss, sondern auch auf das Genick Druck ausgeübt. Während das Pferd so so eigentlich vorwärts-abwärts dehnen soll, kann das Pferd keine korrekte Anlehnung finden. Um sich dem Druck zu entziehen, verkriechen manche Pferde sich gerne hinter der Senkrechten. 

IMG 9665

Nächste Woche geht es weiter!