Der gängige Begriff „Headshaking“ bezeichnet das energische, meist unkontrollierte „Nicken“ bzw. Auf- und Abschlagen des Pferdekopfes. Headshaking ist keine Krankheit im klassischen Sinne. Der Verlauf beginnt schleichend und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass „normales“ Reiten nicht mehr möglich ist.

Headshaker können sich so sehr im „Kopfschütteln“ verlieren, dass sie sich nicht mehr auf ihr Umfeld konzentrieren können, was zwangsläufig zu uneinschätzbaren Gefahrensituationen führen kann.
IMG 4262Im Folgenden möchte ich die schlimmste Form des Headshakings beschreiben und über die Erfahrungen, Fortschritte und Rückschläge mit meinem Pferd berichten.
Dennoch ist natürlich nicht jedes Pferd, das den Kopf schüttelt, ein Headshaker. Da ich selbst einen „psychotischen“ Headshaker im Stall stehen habe, möchte ich euch die verschiedenen und vollkommen unterschiedlichen Ursachen näherbringen und euch zeigen, dass stark differenziert werden muss, bevor man tatsächlich behaupten kann, dass das entsprechende Pferd ein Headshaker ist.
Headshaking ist ein kompliziertes Thema, die Meinungen gehen sehr weit auseinander und bei jedem Pferd sind die Anzeichen, Auslöser und Ursachen anders – und natürlich ebenfalls die Lösungen. Die einen sagen, Headshaking ist weder heil- noch behandelbar. Die anderen sprechen sich für Empfehlungen aus, angefangen von der Fütterung bis hin zu speziellem Equipment.
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-Ursachen für Headshaking-

Es gibt sehr viele unterschiedliche Ursachen, welche Headshaking auslösen können. Fachlich getrennt, unterscheidet man zwischen symptomatisches Headshaking und idiopathisches Headshaking.

Wie der Name schon sagt, liegen dem symptomatischen Headshaking klar erkennbare Symptome zu Grunde, welche beispielsweise sein können:


•    Rückenschmerzen, Verspannungen (z. B. Atlaswirbel, Kreuzdarmbeingelenk)
•    Zahnschmerzen
•    Ohren- und Nasennebenhöhlenentzündungen
•    Genervtheit von Fliegen und Insekten (Jahreszeitabhängig)
•    Satteldruck bzw. Gurtzwang


Diese Ursachen können meist schnell von einem Tierarzt oder Ostheopathen erkannt und behandelt werden. Ist der Schmerz gelindert bzw. verheilt, hört meistens auch das Pferd mit dem Headshaken auf. Schmerzen sind meistens der Grund für diverse Unarten und Probleme.

IMG 2186Beim idiopathischen Headshaking hingegen ist das Gegenteil der Fall: Es gibt keine klar erkennbare und offensichtliche Ursache. Sprich: Das Pferd hat kein spezielles Muster, sondern fängt ohne Vorwarnung aus unersichtlichen Gründen mit dem Headshaken an.
Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte, dass es sich hierbei meist um psychische Ursachen handelt – schlimme Erlebnisse, Verknüpfungen. Kurz: Negative Vorkommnisse, an die sich das Pferd erinnert, wenn es bestimmte Übungen ausführen soll oder in entsprechende Situationen gerät. Ja, ich bin davon überzeugt, dass auch Pferde an Psychischen Erkrankungen und Depressionen leiden können.
Genau wie beim Menschen müssen diese traumatischen Erlebnisse „rehabilitiert“ werden und durch sog. „Positiv-Erlebnisse“ aufgelöst werden.
FullSizeRender 2Ein Beispiel: Pferd Hansi hat Angst vor blauen Planen, egal ob diese ruhig auf dem Boden liegen oder unheimlich im Wind flattern. Hansi weigert sich, auch nur einen einzigen Meter näher an die Plane heran zu gehen. Er bleibt kurz davor und tänzelt, macht seine Unlust sehr deutlich kund, schüttelt den Kopf und schnaubt.
Hansi findet die Plane zweifellos nicht besonders toll, aber mit Angst hat das wenig zu tun. Bei diesem Verhalten kann man davon ausgehen, meistens jedenfalls, dass das Pferd die Plane unheimlich findet. Man könnte das Pferd mit Futter und Leckerlis aber sicher dazu überreden, der Plane eine Chance zu geben – übertrieben gesagt.
Wäre Hansi ein Headshaker, welcher ein ganz schlimmes Erlebnis mit der Plane verknüpft – beispielsweise einen schlimmen Sturz bei Betreten der Plane in jungen Jahren – würde er frühestens beim Erblicken der Plane mit dem Shaken beginnen oder spätestens dann, wenn entsprechender Druck ausgeübt wird und man ihn dazu überreden möchte, die Plane zu betreten oder sich zu nähern.
Hansi wäre nicht mehr ansprechbar, sondern kurze Zeit in einer Art Trance, in welcher er offenbar alles um sich herum auszublenden scheint. Nicht selten wird Shaken mit gleichzeitigem Steigen verbunden.
Um das Pferd aus dieser „Trance“ zu bekommen, hilft es meistens, ganz normal und unbeeindruckt weiterzumachen. Das heißt: Wenn man auf dem Pferd sitzt, in die andere Richtung vorwärtsreiten, wenn man neben dem Pferd steht, in die andere Richtung weitergehen. Gezielte Ablenkung beruhigt und hilft dem Pferd, wieder klar zu denken.
Dieses Erlebnis „auflösen“ kann man allerdings nur mit viel Geduld, Zeit und gezielten Übungen, in denen das Pferd immer wieder positiv mit der Gefahr konfrontiert wird, um Positiverlebnisse gewinnen zu können und die negative Verknüpfung aufzulösen.
Mit Geduld und Zeit meine ich konkret, dass man das Pferd bereits belohnt, wenn es in 100m Entfernung eine blaue Plane gesehen und nicht mit dem Shaken angefangen hat, beispielsweise mit einem Apfel, den es aber bewusst mit dieser Plane verknüpfen kann (zum Beispiel Anti-Schreck-Training auf dem Reitplatz mit anderen Pferden, während das betroffene Pferd von der Koppel aus zusieht).
IMG 4263Wie bereits erwähnt, ist Headshaking ein schwieriges Thema und wie gesagt, die Ursachen und Symptome reichen von sehr deutlich bis eher undeutlich. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass man Headshaking durchaus in den Griff bekommen und einschränken kann – mit Vertrauen und Geduld, der Basis für jede erfolgreiche Pferd-Reiter-Beziehung.

Liebe Grüße

Eure Daniela