Sonntagnachmittag, Sonnenschein und 20 °C. Der perfekte Tag und für uns Reiter das ideale Ausreitwetter, oder? Was für uns das ideale Ausreitwetter ist, ist für Spaziergänger das ideale Wetter zum Spazieren gehen, für Hundebesitzer das ideale Wetter um den Hund auszuführen und für Radfahrer das ideale Wetter für eine Radtour. Die vermeintlich perfekte Galoppstrecke ist übersäht mit Spaziergängern, ihren Vierbeinern und Drahteseln. Da bleibt uns nichts anderes übrig als im Schritt die geliebte Galoppstrecke hochzuzotteln und auf die nächste Gelegenheit zu warten.

Doch wie verhält man sich eigentlich als Reiter Spaziergängern und Radfahrern gegenüber im Gelände?

1. Das wohl Wichtigste ist: Freundlichkeit! Seid höflich zu Spaziergängern, ein freundliches „Hallo“ oder „Guten Tag“ tut niemanden weh und lässt viele Spaziergänge ihre Meinung über die „arroganten Reiter“ überdenken. Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft man als Reiter gegrüßt wird.


2.  Spaziergänger werden grundsätzlich im SCHRITT passiert. Pferde sind und bleiben Fluchttiere. Im Schritt habt ihr die Möglichkeit eurem Pferd in Ruhe eine mögliche Gefahr zu zeigen. Sei es nun ein Bollerwagen oder Spaziergänger mit Ziegen. Zugegeben, sowohl mein Pferd als auch ich haben nicht schlecht gestaunt als uns eine Horde Erwachsene mit Kindern mit ebenso vielen freilaufenden Ziegen entgegen kamen. Freilaufende Ziegen! Zudem sollte man bedenken, dass es für Spaziergänger erschreckend ist, wenn ihr im Galopp vorbeireitet. Sowohl Spaziergänger, als auch euer Pferd könnten sich erschrecken. Und mal ehrlich, wer möchte schon selbst in einer Staubwolke stehen?

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3. Vergesst nie: Viele Menschen sind den Umgang mit Pferden nicht gewöhnt. Was für uns selbstverständlich ist, für die Familie mit Kindern auf einer Radtour oder die Rentnerin mit Hund noch lange nicht selbstverständlich. So kann es dazu kommen, dass das Kind auf seinem Fahrrad einen unerwarteten Schlenker fährt oder die Rentnerin den Schirm aufspannt. Daher, denkt voraus und vor Allem: Denkt für die Spaziergänger mit! "Was könnte passieren?", ist eine Frage, die ihr euch im Gelände regelmäßig stellen solltet. Aber ohne zu verzweifeln. Alles kann, nichts muss.

 

4. Macht Platz! Wenn euch jemand vorbei kommt, weicht auf den Wegrand aus und habt auch euren Rücken im Blick. Vielen Menschen ist es unangenehm, wenn ein Pferd dicht an ihnen vorbei geht. Haltet genügend Abstand, sodass auch wenn eurer Pferd beiseite springt, der Fußgänger nicht gefährdet ist. Sollte dies nicht möglich sein, scheut euch nicht und sprecht den Fußgänger direkt an und bittet ihn, kurz vorbei reiten zu dürfen.

 

5. Bleibt auf den Wegen, die für euch Reiter freigegeben sind und haltet euch fern von Fuß- oder Radwegen. Nicht selten kommt es vor, dass es euch eure Mitmenschen im Gelände übel nehmen. Da wird man vom Radfahrer verfolgt, der lautstark schimpft, was einem einfallen würde auf dem Radweg zu reiten. Kurzweilig hatte ich Angst, er würde uns mitsamt Fahrrad und einem Herzinfarkt vor die Füße fallen. Zugegeben, der vermeintliche Radweg war weder als Radweg noch als Reitweg gekennzeichnet.
Erkundigt euch daher vorher, wo ihr reiten dürft und wo nicht.

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6. Das Reiten auf den Feldern ist nicht erlaubt! Das so verlockend aussehende Stoppelfeld lässt das Herz vieler Reiter höher schlagen. Doch grundsätzlich ist das Reiten auf den Feldern NICHT erlaubt. Egal ob Stoppelfeld oder bewirtschaftetes Feld, es darf nicht drauf geritten werden, da es Privatgrund ist. Vor wenigen Tagen habe ich ein Bild mit einem Kommentar gefunden, der fragte, wie wir Reiter es finden würden, wenn sie mit ihrem Trecker durch unseren Garten fahren würden. Zugegeben, der Vergleich ist etwas überspitzt, aber schlussendlich ist es doch irgendwie das Gleiche. Während wir unerlaubt mit unseren Pferden über die Felder heizen und die Saat, die man im Anfangsstadium nicht sieht, kaputt machen, würde im Umkehrschluss der Trecker unseren liebevoll angelegten Garten kaputt machen. Viele Landwirte haben dennoch nichts dagegen, wenn man das Stoppelfeld für einen schnellen Galopp nutzt, sofern man vorher fragt. Ich habe bislang nur positive Rückmeldung der Landwirte erhalten, wenn ich gefragt habe, ob ich einmal über ihr Feld reiten dürfte. Oftmals wurde mir auch gleich erzählt, wann das Feld wieder bestellt wird, sodass ich bis dahin sorgenfrei die Freiheit des Stoppelfeldes genießen konnte.
IMG 6941Vergesst im Gelände nie: Vertraut nicht darauf, dass euer Umfeld Rücksicht auf euch und euer Pferd nimmt, sondern vertraut auf euch und euer wachsames Auge.

 

Liebe Grüße, 

 Aileen