Wer träumt nicht davon? Einmal im Leben mit dem eigenen Pferd am Meer entlang galoppieren oder durch das weite Watt reiten, bis man die Wasserkante der Nordsee erreicht?

Für viele Pferdebesitzer ist dies der absolute Traum.

Ich hatte Anfang April die Möglichkeit, diesen Traum wahr werden zu lassen.

Geplant war eine 4-tägige Reise mit Bella, meiner besten Freundin und ihrem Pferd. Leider konnte meine Freundin auf Grund einer Verletzung ihres Pferdes nicht mitreisen, so dass ich die Reise alleine angetreten bin.

Mein Reiseziel war St. Peter Ording. Eigentlich wäre ich auch sehr gerne mal an die Ostsee gefahren, aber dort ist an den meisten Stränden das Reiten in der Saison (ca. April-Oktober) verboten oder nur vor ca. 8 Uhr und nach ca. 19 Uhr erlaubt.

Daher entschied ich mich für die Nordsee, wo ja auch das schöne Watt lockt.

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Vor der Reise habe ich meine Sachen und die für Bella sorgfältig gepackt. Außerdem bin ich sicherheitshalber dem ADAC beigetreten, da man nie weiß, was einem auf einer etwas längeren Reis passiert. Da ich vor kurzem erst ein ziemlich doofes Erlebnis (ohne Pferdeanhänger zum Glück!) hatte, wollte ich nicht irgendwo auf der Autobahn mit Anhänger liegen bleiben und mich dann dumm und dusselig bezahlen.

Ich habe mir vor dem Urlaub eine Checkliste geschrieben und bin die Punkte nach dem Packen dann noch einmal durchgegangen (diese könnt ihr hier herunterladen).

Um 11 Uhr, nach dem Füttern, begann unsere Reise schließlich. Meine Stute steht sehr ruhig auf dem Anhänger, was mir die Fahrt natürlich erleichterte. Wir standen einmal im Elbtunnel im Stau, was wirklich höchst unangenehm war, da Bella das auch ganz und gar nicht lustig fand. Aber der Rest der Fahrt verlief ohne Probleme.

In St. Peter Ording führte mich mein Weg auf den Peternhof, der von Frau Andrea Schröder geleitet wird. Diesen Hof kann ich sowohl als Pferdeunterkunft als auch als Urlaubsunterkunft übrigens sehr empfehlen.

Nach meiner Ankunft wurde zuerst das Pferd versorgt, anschließend wurde mir mein Zimmer gezeigt. Mein Pferd stand in einer anständigen und sehr sauberen Box und hatte die Möglichkeit, stundenweise (3-4 Stunden) auf ein Paddock zu kommen.

Die Leute im Stall waren alle sehr nett und hilfsbereit.

In meinem Zimmer lag ein Gezeitenplan und mir wurde der Weg zum Strand erklärt. Ich entschloss mich dazu, Aufzuladen und zum Strandparkplatz zu fahren, da der Ritt dorthin sonst bereits eine halbe Stunde dauern würde.

Ich erhielt meine Reitplakette, mit der ich am Strand zwischen dem Ortsteil Böhl und Dort reiten durfte, so viel ich wollte.

Wichtig ist, dass man sich zuvor mit den Gezeiten auseinander setzt und nicht einfach drauf los reitet. Man sollte auch nie alleine ins Watt, wenn man sich dort nicht auskennt! Wenn das Wasser aufläuft, also die Flut kommt, dann geht dieses oft sehr schnell, da das Wasser seitlich aufläuft. Wenn man das Wasser bemerkt, dann ist man häufig schon eingeschlossen und hat wirklich schlechte Karten.

Im Watt kann man in St. Peter Ording zwei Stunden vor Niedrigwasser bis zwei Stunden nach Niedrigwasser im Watt reiten.

Ich hatte das Glück, dass das Wetter traumhaft war und wir viele schöne Stunden im Watt hatten. Ich bin häufig bis zur Wasserkannte geritten und dort dann quasi durchs Meer geritten. Man konnte dort wunderbar im Wasser galoppieren und ich kann nicht beschreiben, was es für ein schönes Gefühl ist. Ich kann es jedem Reiter, der die Möglichkeit bekommt, nur empfehlen.

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Wichtig ist, dass man sein Pferd nicht komplett untrainiert mitnimmt. Man muss wissen, dass ein Ritt am Meer auch für die Pferde anstrengend ist, da man ja doch relativ häufig galoppiert und trabt. Ein bisschen Kondition sollte also auf Reiter(!)- und Pferdeseite schon vorhanden sein.

So schön der ganze Urlaub auch war, er hatte eine Schattenseite, die ich nicht bedacht habe.

Meine Stute Bella ist mit dem Alter wohl deutlich stressanfälliger geworden. Sie ist auf dem Reiterhof in den Hungerstreik getreten und hat anfangs maximal ein paar Halme Heu gefressen. Das Kraftfutter hat sie nicht angerührt. Ich habe natürlich vergessen, Futter aus dem heimischen Stall mitzunehmen. Ich kann jedem nur empfehlen: Nehmt auf jeden Fall das gewohnte Futter mit!

Im Laufe des Urlaubs fraß sie dann besser aber immer noch ziemlich wenig. Power hatte sie auf Grund ihres hohen Blutanteils zwar schon, aber man hatte im Hinterkopf doch immer etwas Sorge.

Auf der Heimfahrt hat sie dann wohl wirklich Bauchschmerzen bekommen. Im heimischen Stall mussten wir daher erst einmal die Tierärztin anrufen, die eine Gastritis diagnostizierte. Ausgelöst wurde sie durch den Stress, dass Bella ihre gewohnte Umgebung verlassen hatte und dadurch schlecht gefressen hat. Die folgende Behandlung war sehr geld- und nervenaufreibend, aber jetzt geht es ihr zum Glück wieder ganz gut.

Was ich damit sagen möchte ist, dass es extrem wichtig ist, sich vorher zu fragen: Ist es für mein Pferd eigentlich auch Urlaub, oder einfach nur Stress? Neigt das Pferd ohnehin zu Magenproblemen und frisst zuhause schon vor dem Turnier schlecht? Zittert es bei Anhängerfahrten? Muss es sogar dafür sediert werden? Hängt es sehr an seinen Stallkumpels und ist auf dem Turnier auch extrem nervös?

Für all diese Kameraden würden ich einen Urlaub nicht empfehlen, sondern lieber zuhause einen schönen Ausritt machen oder dort einmal in ein schönes Gelände fahren.

Meine Tierärztin sagt immer, dass sie glaubt, dass Pferde Autisten sind. Sie lieben es, wenn zur gewohnten Uhrzeit immer die gleichen Dinge passieren und sind damit höchst zufrieden. Nicht umsonst sind die Medikamente Gastrogard etc. in Deutschland auf Turnieren zugelassen. Pferd hassen Stress und wenn man einen nervösen Kandidaten besitzt, dann kann der vermeintliche Traumurlaub auch schnell mal zum Alptraum werden.

Trotz allem haben wir den Urlaub genossen und wollte hier einmal kurz unsere Geschichte erzählen. Falls ihr auch vor habt, mit eurem Pferd in den Urlaub zu reisen, könnt ihr euch die Urlaubscheckliste ausdrucken. Vielleicht steht die ein oder andere nützliche Notiz darauf, an die ihr noch nicht gedacht habt.

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Viel Spaß am Strand, eure Jule Nord ♥