Sie gilt als die Königsdisziplin der Reiterei: Die Vielseitigkeit, der Triathlon des Pferdesports. Aber auch die größten Vielseitigkeitsreiter haben einmal klein angefangen. Wie das aussieht, lest ihr hier!

Seit einiger Zeit gibt es Führzügelklassen mit Geländeteil. Dabei können „Geländehindernisse“ wie ein kleiner Baumstamm oder Wasser zu durchreiten sein, natürlich im Schritt oder im Trab, denn auch in so einer Führzügelklasse wird nicht mehr gefordert. Weiter geht es dann mit einem Geländereiterwettbewerb. Danach beginnen die Vielseitigkeitsprüfungen der Klassen E bis S.

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Die Teilprüfung Dressur ist grundsätzlich eher einfacher als bei der „reinen“ Dressur, aber vor allem ist die Teilprüfung kürzer. Ganz klar: Gerade bei den kleineren Klassen finden alle drei Teilprüfungen am selben Tag statt, erst in den großen Klassen ist die Vielseitigkeit ein Drei-Tages-Event. Von den Anforderungen her wird in der Teilprüfung Dressur die allgemeine Rittigkeit abgefragt. In der Klasse E beschränkt es sich mehr oder weniger auf die drei Grundgangarten auf beiden Händen, in der Klasse A kommen Tritte und Galoppsprünge verlängern hinzu, außerdem wird rückwärtsrichten, überstreichen, Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen und Viereck verkleinern und vergrößern abgefragt. In der Klasse L kommt dann etwas hinzu, das es in Klassischen nicht gibt: Die Unbeweglichkeit. Sowohl nach Übergängen zum Halten als auch bei der Grußaufstellung wird gefordert, dass das Pferd komplett still steht. Außerdem sind der starke Schritt und der Außengalopp im Arbeitstempo gefordert. Versammlung im Trab und im Galopp kommen erst ab Klasse M hinzu, ebenso Schulterherein und Travers. Auch einfache Galoppwechsel und Kurzkehrt werden ab hier abgefragt. Ab Klasse S kommen dann noch die Lektionen fliegender Galoppwechsel, starker Trab und Galopp.

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Nach der Dressur kommt nun entweder die Teilprüfung Springen oder die Teilprüfung Gelände, die unterschiedlichen Abmessungen könnt ihr in der nachstehenden Tabelle nachlesen.

TP Gelände

Diese gilt allerdings nur für die nationalen Prüfungen. In der Vielseitigkeit unterscheidet man zwischen Kurzprüfungen (z.B. VS, Vielseitigkeit Kl. S) und großen Vielseitigkeitsprüfungen (z.B. GVS, große Vielseitigkeit Klasse S). Auch international unterscheidet man zwischen Kurzprüfungen (CIC, seit 2019 CCI-S) und großen Vielseitigkeitsprüfungen (CCI, seit 2019 CCI-L). Dieser Begriff hat einen geschichtlichen Hintergrund.  Bei der traditionellen großen Vielseitigkeitsprüfung "mit Rennbahn" gingen der eigentlichen Geländestrecke zwei Wegestrecken und eine Rennbahn-Prüfung mit einigen typischen Rennbahnhindernissen voraus. Diese Prüfungsform wird allerdings seit 2006 aufgrund von zu hohem Unfallrisiko nicht mehr angeboten. Nach wie vor ist die Geländestrecke in CCI-Prüfungen aber länger als in den sogenannten Kurzprüfungen. In der Regel werden internationale Championate in der Vielseitigkeit als CCI ausgetragen. 

 

Internationale Vielseitigkeitsprüfungen , Concours complet internationale, CCI, werden seit 2019 als Ein-, Zwei-, Drei-, Vier- oder Fünf-Sterne-Prüfungen angeboten. Bis 2018 gab es nur 2018 Ein- bis Vier-Sterne-Prüfungen. Hinzu kam allerdings kein fünfter Stern, sondern der erste: Durch die Einführung einer zusätzlichen neuen 1*-Prüfung wird 2019 zum Beispiel aus dem bisherigen CCI4* ein CCI5*-L, aus einem CIC3* ein CCI4*-S und aus einem CCI2* ein CCI3*-L. 

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In der Teilprüfung Gelände steht dann ein Kurs, der sich nur durch die Höhe und dem Verbot eines offenen Wassergrabens von reinen Springprüfungen unterscheidet. Details zum Springparcours der Teilprüfung Springen könnt ihr der folgenden Tabelle entnehmen.

TP Springen

Die Teilprüfungen Dressur und Springen sind also bedeutend leichter als die „Spezialistenprüfungen“. Allerdings sind die Prüfungen in dieser Kombination eine große Herausforderung für Pferd und Reiter, denn nicht nur Rittigkeit, auch Kondition, Schnelligkeit, Reaktionsfähigkeit und Sprungvermögen müssen auf den Punkt da sein. Durch eine Helmkamera ist es Zuschauern heutzutage möglich, mit Ingrid Klimke in den Sattel zu steigen und sie auf der Geländestrecke in Luhmühlen zu begleiten. Die massiven Geländehindernisse werden zum Teil mit rund 40 km/h angeritten. Während die Pferde gerade bei Bürstenhindernissen oft den Sprung deutlich berühren dürfen, müssen sie im Springen hinterher umschalten und Kontakt vermeiden, um fehlerfrei ins Ziel zu kommen. IMG 4844

 

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 Ich finde Vielseitigkeit extrem spannend, auch wenn ich selbst nur bei Dressur und Springen bleibe. Haben wir unter euch Vielseitigkeitsreiter?