"Neck Reining" klingt ja voll und ganz nach Westernreiten. Genau da kommt der Begriff auch her - nämlich von den Cowboys aus dem ursprünglichen wilden Westen. Man hört es desöfteren, aber was bedeutet "Neck Reining" überhaupt? Was ist ein gutes Neck Reining Pferd und welche Voraussetzungen muss der Reiter erfüllen, um "schön im Neck reiten" zu können?

Viele (Englisch-)Reiter und Pferdemenschen meinen, die Neck Reining, also die einhändige Zügelführung, sei nur etwas für Westernreiter. In der konventionellen Reiterei, also in Englisch und Barock, wird normalerweise ausschließlich mit beidhändiger Zügelführung geritten, aber die meisten vergessen, dass in der klassischen Dressur ursprünglich ebenfalls die einhändige Zügelführung das Endziel der Ausbildung von Pferd und Reiter war.

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Fakt ist: Jeder, egal ob nun Englisch- oder Westernreiter, kann die einhändige Zügelführung gebrauchen. Ein typisches Beispiel ist das Mitführen eines Handpferdes oder Hundes an der Leine. Der Westernreiter wird möglicherweise von seinem Sattelhorn Gebrauch machen und Führstrick oder Leine darum wickeln, es ist aber immer ratsam, den Führstrick in der Hand zu halten, so wie es die meisten Reiter ohnehin tun. Im besten Fall hat man dabei das Pferd, auf dem man sitzt, weiterhin vollständig unter Kontrolle. Eben: mit einer Hand, da die andere ja den Führstrick halten muss.

Wie bereits angeschnitten, kommt die einhändige Zügelführung aus der ursprünglichen Arbeitsreitweise der Gauchos und/oder Cowboys, die mit einer Hand ihr Pferd lenken und mit der anderen beispielsweise mit dem Lasso ein Rind einfangen mussten. Im Westernreiten gibt es für die einhändige Zügelführung den Begriff „Neck Reining“. Auf Deutsch bedeutet das nichts anderes, als dass das Pferd "über den Hals gelenkt" wird. Das heißt, dass das Pferd der Berührung des äußeren Zügels weicht und von diesem weg nach Innen geht bzw. "zwischen" den Zügeln läuft. Neck Reining kann demnach nur funktionieren, wenn der äußere Zügel den Pferdehals berührt, also kein Zug dabei auf das Gebiss kommt, da sich dieser gegensätzlich auswirken würde. Konkret heißt dass, wenn der linke Zügel am Pferdehals anliegt, geht das Pferd nach rechts weg. Liegt der rechte Zügel am Pferdehals an, weicht das Pferd nach links. Verstärkt wird diese Hilfe durch den Schenkeldruck in die gleiche Richtung.  Also: Möchte ich nach Rechts abbiegen, liegt mein linkes Bein und mein linker Zügel am Pferd an und "schiebt" es in die gewünschte Richtung. 

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Wie trainiert man nun die einhändige Zügelführung? Eigentlich ist es ganz leicht, dem Pferd zumindest die Basis der Neck Reining beizubringen und die meisten Pferde, die gut auf Schenkeldruch reagiern, stellen sehr schnell eine Verknüpfung her, wenn man gleichzeitig auch den Zügel an den Hals anlegt und die Hilfe bzw. den entstehenden "Druck" wieder wegnimmt, sobald es in die gewünschte Richtung weicht. Der Westernreiter geht dabei noch einen Schritt weiter - bleibt der Zügel am Hals liegen und folgt sonst keine weitere Schenkelhilfe, leitet es den Spin, also die schnelle Hinterhandwendung, ein. Dieses Nachgeben am Hals kann man in nahezu jeder Situation üben: Beim Ausreiten, beim Warmreiten, beim Abreiten - immer wenn sich die Möglichkeit des langen Zügels bzw. vorwärts-abwärts ergibt, kann man einzelne Elemente einbauen.

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Im Westernreiten werden die hohen Klassen nahezu jeder Disziplin, egal ob Pleasure, Trail oder Reining, einhändig geritten. Der Westernreiter trainiert die Neck Reining natürlich intensiver und nimmt sich dabei beispielsweise eine Mecate, Zügel aus Mähnenhaar, zu Hilfe. Diese pieksen das Pferd leicht am Hals, wenn der Zügel dort anliegt. So kann die Hilfe noch verdeutlicht und das Pferd schneller darauf sensibilisiert werden.  Übrigens erlebt die einhändige Zügelführung derzeit eine Art Renaissance in der Barocken Reitweise - in der Working Equitation wird bereits wieder einhändig geritten. 

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Eure Dany