Nicht nur bei der Suche nach einem passenden Gebiss hat man die Qual der Wahl. Noch an der Trense, bei den Reithalftern geht es weiter. Schon von den klassischen Varianten gibt es einige. Aber warum gibt es so viele verschiedene? Wofür nimmt man welche? Wie wirken die unterschiedlichen Reithalfter?

Das englische Reithalfter

Das englische Reithalfter hat einen Nasenriemen, der zwei Finger breit unter dem Jochbein liegt. Dieses Reithalfter kommt hauptsächlich bei Kandarenzäumen zum Einsatz, weil dafür auch eine Kinnkette zum Einsatz kommt.

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Das schwedische Reithalfter

Das schwedische Reithalfter ist dem englischen sehr ähnlich. Auch hier kommt nur ein Nasenriemen zum Einsatz. Der Unterschied zum englischen Reithalfter liegt darin, dass der Verschluss über eine Umlenkung und eine zusätzliche Polsterung an der Unterseite verfügt. So wirkt der Druck der Schnalle nicht punktuell, sondern wird über den gesamten Nasenriemen verteilt. Allerdings kann mit diesen Reithalftern Schindluder getrieben werden, denn durch die Umlenkrolle hat man größere Kraft und kann dem Pferd das Maul regelrecht zuschnüren. Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders!

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Das hannoversche Reithalfter

Noch eine Möglichkeit, um dem Pferd das Maul zuzubinden. Allerdings wurde es ursprünglich dafür entwickelt, zu verhindern, dass Pferde den Zügelhilfen durch Verschieben des Unterkiefers entgehen. Zweckentfremdet wird es hingegen, um zu verhindern, dass das Pferd das Maul öffnen kann und sich gegen die Zügelhilfen sperrt. Oft wird so nicht nur die Atmung behindert, sondern auch eine Kautätigkeit verhindert. Wie auch bei den anderen Reithalftern muss darauf geachtet werden, dass das nicht passiert. Der Nasenriemen muss hoch genug sein, dass er noch am „stabileren“ Teil des Nasenbeins sitzt, aber niedrig genug, dass das Gebiss nicht in die Maulwinkel hochgedrückt wird. Auch hier müssen bequem zwei Finger zwischen Riemen und Pferdemaul passen.

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Das englisch kombinierte Reithalfter

Dieses Reithalfter verbindet englisches (manchmal auch schwedisches) und hannoversches Reithalfter und hat einen Nasen- und Sperrriemen. Der Nasenriemen gehört, wie beim englischen Reithalfter, zwei Finger breit unter das Jochbein. Der Sperrriemen, auch Pullerriemen genannt, liegt unter dem Gebiss. Er ist, wie auch das hannoversche Reithalfter, nicht dazu da, dem Pferd das Maul zuzuschnüren! Unter beide Riemen müssen bequem zwei Finger passen. Da der Sperriemen hier nicht so tief sitzt wie der Nasenriemen beim hannoverschen Reithalfter, besteht die Gefahr weniger, dem Pferd die Atmung zu behindern. Das englisch kombinierte Reithalfter ist das meist genutzte Reithalfter.

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Das mexikanische Reithalfter

Das mexikanische Reithalfter sieht man bei uns eher in Springprüfungen, weniger in Dressuren. Der Nasenriemen ist hoch angesetzt und verläuft in Kombination mit einem Sperrriemen schräg über das Nasenbein. Dort, wo sich die Riemen am Nasenbein kreuzen, ist es gepolstert, sodass Scheuerstellen vermieden werden. Dieses Reithalfter ist besonders beliebt beim Springen und in der Vielseitigkeit, wenn das Pferd durch zügigen Galopp die Nüstern stark bläht. Hier wird die Atmung nicht behindert.

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Horseware Rambo Micklem

Das Micklem ist noch eher neu auf dem Markt, ist aber schon relativ oft zu sehen. Es ist so geschnitten, dass es die folgenden empfindlichen Bereiche des Pferdekopfes auslässt und es für eine optimale Druckverteilung sorgt: Nerven, Genick, Nasenknochen, Ober-/Unterkiefer und Zunge/Maulwinkel. Durch den Schnitt fühlen sich viele Pferde wohler und laufen besser, andere Pferde reagieren mit einer Verschlechterung oder man merkt gar keinen Unterschied. Das Micklem gibt es in verschiedenen Varianten. Die genaue Wirkungsweise und Funktion könnt ihr hier nachlesen.

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Letzendlich ist es wie bei den Gebissen: Testet und hört auf euer Pferd, es wird euch sagen, welcher Zaum ihm am liebsten ist!