Wie ihr in meinem Vorstellungspost schon lesen konntet, habe ich kein eigenes Pferd, sondern eine Reitbeteiligung.

Mittlerweile müsste jedem Reiter dieser Begriff geläufig sein.

Ich selbst habe davon erst Ende 2011 / Anfang 2012 gehört, als meine Mutter erlaubte, mir ein Pflegepferd zu suchen. Ich wusste nicht, dass es Leute gibt, die ihr Pferd mit jemand anderem „teilen“, und dass es auch noch etwas zwischen Schulpferden und eigenem Pferd gibt. Ich fand es merkwürdig, dass viele Besitzer nicht gerade wenig Geld dafür verlangten. Völlig unverständlich, man reitet doch deren Pferd, weil sie selbst keine Zeit haben.. oder?

Ich möchte eines vorneweg direkt schreiben:

Manches mag etwas über-/oder untertrieben klingen, man kann bei diesem Thema nichts pauschalisieren! Ich bin selber sehr zufrieden als Reitbeteiligung.

Es gibt mittlerweile in so gut wie jedem Pensionsstall jemanden, der eine Reitbeteiligung hat. Weil man selbst 6 Tage die Woche arbeitet, oft reisen muss oder krank ist, sucht man sich jemanden, der in seiner Abwesenheit das Pferd versorgen, trainieren und zudem ein bisschen Verantwortung zeigen kann. Man gibt ihm die Schrankschlüssel, gibt demjenigen vollen Zugang zu allen Ausrüstungsgegenständen und gibt das, für die meisten Reiter, wichtigste im Leben in andere Hände. Und dafür braucht man vollstes Vertrauen in die Person.

Im Gegenzug dazu verlangen die meisten eine kleine Gegenleistung in Form von Geld, Stallarbeit oder ähnlichem. Eine Kostenbeteiligung für Tierarzt, Hufschmied, Futter, Einstellkosten und Ausrüstungsgegenstände.

Manchmal hat man Glück und „erwischt“ ein tolles Pferd, eine nette und verantwortungsbewusste Besitzerin und eine tolle Anlage mit sympathischer Stallgemeinschaft zu einer angemessenen Kostenbeteiligung. Jedoch gibt es auch vieles, das nur unglücklich machen kann. Da soll man dann für 2x die Woche reiten auf einem Grasplatz 150,- € im Monat zahlen, man darf außer einmal die Woche Reitunterricht nichts mit dem Pferd machen und man hat so gut wie keine „Entscheidungsfreiheit“.

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Auch hier gibt es (wie bei fast allem im Leben) Vor- und Nachteile. Sowohl für Pferdebesitzer als auch für die Reitbeteiligungen, und diese möchte ich euch jetzt erläutern und euch ein paar nützliche Tipps geben, wie ihr einem "schwarzen Schaf" als Reitbeteiligung aus dem Weg gehen könnt:

  • Als Reitbeteiligung hat man in den meisten Fällen kaum Entscheidungsfreiheit. Da kann das Pferd unter einem weg verkauft werden, es kann plötzlich ein anderer Ausbildungsweg eingeschlagen werden oder man wird von heute auf morgen gekündigt. Man hat kaum Einfluss auf die Haltung des Pferdes, kaum Einfluss wer das Pferd noch reitet und natürlich kann man nicht genau DEN Weg mit dem Pferd gehen, den man gerne gehen würde.

 

Mein Tipp: Klärt von Anfang an, wieviel Entscheidungsfreiheit ihr tatsächlich habt und findet heraus, wie der Besitzer mit neuen Vorschlägen umgeht. Sprecht dieses Thema direkt an, und lernt den Besitzer vorerst etwas kennen, bevor ihr eine feste und sichere Zusage macht!

 

  • Man kann sich seinen Traumstall nicht aussuchen, sondern wird gewissenermaßen „gezwungen“, sich in eine Stallgemeinschaft einzufinden. Ob man das nun tut oder nicht, ist den meisten Besitzerin letzten Endes egal. Oftmals ist man als Reitbeteiligung bei den Stallkameraden außen vor oder wird anders als ein Pferdebesitzer angesehen.

 

Mein Tipp: Lasst euch nicht unterkriegen! Denkt immer daran: Ihr seid genauso für das Tier verantwortlich, wie jeder andere auch. Und so solltet ihr auch behandelt werden. Sucht euch lieber erst andere Reitbeteiligungen zum gemeinsamen Reiten, die können euch dann eher in die Stallgemeinschaft einbringen.

 

  • „Könntest du heute noch die Boxen von meinen 3 anderen Pferden misten? Kannst du morgen das Sattelzeug komplett putzen, am besten noch von allen Pferden? Würdest du morgen auf das Reiten verzichten und stattdessen den kompletten Stall misten? Könntest du mir den neuen Sattelschrank in den Stall fahren?“

Natürlich – Stallarbeit gehört dazu! Mal ein anderes Pferd misten? Kein Problem. Regelmäßig die benutzte Ausrüstung pflegen? Selbstverständlich. Jedoch sollte man die Grenzen sehen können und ein gewisses Gespür dafür haben, wann man ausgenutzt wird. Für die Arbeit auf das Vergnügen mit dem Pferd zu verzichten? Einmal in Ordnung, regelmäßig? No way! Schließlich zahlt man auch einen entsprechenden Beitrag, erwartet eine gewisse Leistung und ist keinesfalls der Depp vom Dienst.

 

Mein Tipp: Mach auch mal den Mund auf, wenn dich etwas stört! Solange es dir Spaß macht ist natürlich alles in Ordnung, sobald du unglücklich wirst, versuche mit dem Besitzer zu reden.

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Allgemein kann ich euch nach einigen Reitbeteiligungen sagen:

Entscheidet nicht zu voreilig!

 

Natürlich möchte man so schnell wie möglich wieder einen Partner fürs Leben und man kann es gar nicht abwarten, endlich wieder in den Stall zu gehen. Kommt auf jeden Fall zu Beginn ein paar Mal, probiert das aus, was ihr machen möchtet, beispielsweise einmal Reiten, dann Bodenarbeit und einmal spazieren. So wisst ihr direkt wie das Pferd in etwa drauf ist. Denn sonst kann es für beide Parteien sehr schnell ärgerlich werden - nämlich dann, wenn man merkt dass es doch nicht passt, und man die Reitbeteiligung nach 2 Wochen auflösen muss.

Ich hoffe dass jeder, der eine Reitbeteiligung sucht (ob Pferdebesitzer oder Reitbeteiligung) auch das passende findet, mit dem man selbst zufrieden leben kann! Es gibt nichts schöneres, als gut gelaunt in den Stall zu gehen weil dort jemand ist, auf den ihr euch freut und bei dem ihr euch wenig Gedanken über eine schlechte Zukunft machen müsst.

 

Liebe Grüße,

Jule