Wer kennt es nicht? Man kommt in den Stall, holt sein Pferd aus der Box oder von der Wiese und etwas stimmt nicht. Manchmal ist es stocklahm, manchmal hat es eine offene Wunde, mal eine Kolik… Völlig verhindern lassen sich Unfälle und Krankheiten nie, oft lässt sich auch der Anruf beim Tierarzt nicht verhindern. Aber manchmal kann man seinem Pferd ja auch selbst helfen, manchmal ganz alleine, manchmal zumindest solange, bis der Tierarzt da ist. Jetzt ist es bei Stallapotheken ziemlich oft wie mit Schabrackensammlungen: Manche haben den ganzen Schrank voll, andere begnügen sich mit Blauspray.

So finden sich in manchen Stallapotheken gleich mehrere Arten von Sprays – Silberspray, Blauspray, durchsichtiges Spray, Zinkspray… Gleiches gilt für Cremes und Salben. Melkfett, Ringelblumensalbe, Zinksalbe, Kühlpaste, Tonerde… Manche Medikamente sind mit einer dicken Staubschicht überzogen, andere seit Jahren abgelaufen, manche Verpackungen sind so siffig, dass man weder erkennen kann, was drin ist, noch ob es noch haltbar ist.

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Schaut doch einmal in eure Stallapotheke. Was habt ihr? Und wie viel davon ist schon abgelaufen? Eine voll ausgestattete und gepflegte Stallapotheke ist im Fall der Fälle wichtig. Also was gehört rein?

Die Rheinlands Reiter – Pferde hat im Sommer 2012 einen Artikel zu dem Thema veröffentlicht, wonach folgendes in jede Stallapotheke gehört:

 

Verbandsmaterial

  • Polsterwatte beidseitig mit Gaze bespannt
  • Selbst fixierende Bandagen
  • Latexbandagen
  • Sterile Mullkompressen/Wundabdeckung groß & klein
  • Unsterile Wundabdeckungen
  • Gazetupfer
  • Aluminiumbedampfte oder beschichtete sterile Wundabdeckungen
  • Leukoplast o. Ä.
  • Gewebeklebeband z.B. für Anguss- und Hufverbände

 

Wundbehandlung

  • Desinfizierendes Wundspray
  • Präparate zur Herstellung desinfizierender Flüssigkeiten (z.B. Kamillosan, Jodtinktur, Octenisept etc.)
  • Sterile Kochsalzlösung zur Säuberung von Wunden
  • Salbe zur Behandlung trockener Hautwunden (z.B. Panthenol, Socathyl etc.)
  • Salbe zur Behandlung feuchter Hautwunden (z.B. Zink- oder Zink-Lebertran-Salbe)
  • Heparinhaltige Salbe bei Hämatomen
  • Notfall-Kolikmittel wie Colosan

 

Hilfsmittel

  • Gebogene rostfreie Verbands- und Wundschere
  • Normale Schere
  • Oberlippenbremse
  • Maulkorb
  • Digitales Fieberthermometer mit Schnur und Wäscheklammer
  • evt. Stethoskop zur Messung der Atem- und Herzfrequenz
  • Hufraspel, Hufmesser & Hufeisenabnehmzange
  • Pinzette
  • Paket Einweghandschuhe
  • Einmal-Coolpacks (auch für den Reiter!)
  • Taschenlampe/Kopfleuchte
  • Spritzflasche (z.B. bei Angussverbänden)
  • Saubere Handtücher
  • Einmal-Spritzen zum Ausspülen von Wunden
  • Zeckenzange
  • Notizblock & Stift
  • Telefonliste mit den wichtigsten Nummern (Tierärzte, Schmied, Kliniken, etc.
  • Ordner/Hefter, in dem Packungsbeilagen abgeheftet werden können

 

Viele Quellen, nicht nur diese, erklären, dass Verbandsmaterial unbedingt in die gut geführte Stallapotheke gehört. Ich glaube ehrlich gesagt, dass man da drauf verzichten kann. Für Verletzungen oder Erkrankungen, bei denen ein Verband angelegt werden muss, sollte man doch wirklich einen Tierarzt rufen. Bei „normalen“ Wunden gehört kein Verband ans Pferd, sondern Luft. Im Falle eines Hufgeschwürs kommt auch meistens der Tierarzt zur Selbstversorgung. Der lässt dann frische Materialien zum Verbandswechsel da, dann bin ich auch auf der sicheren Seite, dass alles noch steril ist und auch noch klebt. Sollte wirklich mal schnell ein Druckverband nötig sein, hat nahezu jeder von uns Bandagen und Handtücher im Schrank. Die sind zwar nicht steril, aber um die Blutung so lange zu stillen, bis der Tierarzt da ist, tut es das auch. Wichtig wäre dafür natürlich noch ein Päckchen Taschentücher oder ähnliches, denn nur stramm bandagiert schadet man dem Pferd eher, als dass man hilft.

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Kochsalzlösung zum Ausspülen von Wunden höre ich zum ersten Mal, bei uns reicht da immer der Wasserschlauch. Ein Stethoskop haben auch die Wenigsten im Stall, ich denke, dass man die Atemfrequenz deutlich sehen kann und wer den Puls nicht mit den Fingern finden kann, wird den Herzschlag mit dem Stethoskop auch eher nicht finden, das ist beim Pferd nämlich gar nicht so einfach. Auch vom Hufmesser rate ich ab. Bitte fangt nicht an, auf gut Glück nach Hufgeschwüren zu suchen! Dafür gibt es einen Tierarzt oder Hufschmied!

Ich begnüge mich mit etwas zum Desinfizieren, Jodtinktur, Melkfett, ggf. Honig (desinfiziert nämlich), Schere, Fieberthermometer, Notfall-Kolikmittel, Kühlpaste bei Schwellungen (im Notfall hab ich zu Hause Quark im Kühlschrank) und Einweghandschuhe. Auch einen Maulkorb haben wir, den zähle ich aber eigentlich nicht zur Stallapotheke. Für Hufverbände, falls man mal doch schnell einen Verbandswechsel machen muss, hat meine Schwester übrigens immer ein Paket Windeln im Schrank. Panzertape drum und gut. Wichtig ist auch etwas für die erste Hilfe beim Reiter. Aber auch hier reichen meistens Pflaster, Taschentücher und ne Flasche Sekt. Na, wer fühlt sich angesprochen?

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Natürlich gibt es noch viel mehr, was man selbst machen kann, um seinem Pferd zu helfen. Das meiste beruht auf Erfahrungswerten, was das Pferd öfters hat und was schnell hilft. Aber im Zweifel sollte man doch den Tierarzt rufen. Euren Pferden zu Liebe!