Heute geht es weiter mit Teil zwei des Reiteralphabets. Welche Anforderungen gibt es in den verschiedenen Klassen? Welche Lektionen unterscheiden eine A** von einer L*-Dressur? Wie groß sind die Sprünge zwischen den unterschiedlichen Klassen? Die Antworten gibt es hier!

Jeder fängt einmal klein an. Deswegen geht es auf dem Turnier auch schon mit Führzügelklassen-Wettbewerben, Longenreiter-Wettbewerben und Reiter-Wettbewerben. Hier sind die Anforderungen noch sehr überschaubar, sie dienen in erster Linie dazu, dem Reiter ein Gefühl dafür zu geben, wie es auf dem Turnier abläuft. Mit Anforderungen der Klasse E geht es mit dem Dressurreiter-Wettbewerb los, meistens wird in einer kleinen Abteilung von bis zu vier Reitern eine Abfolge von Hufschlagfiguren abgefragt. Außerdem werden Mittelschritt, Arbeitstrab und Arbeitsgalopp geritten, auf dem Zirkel und ganze Bahn. Im Unterschied zu Dressurwettbewerben der Klasse E dürfen hier noch Hilfszügel benutzt werden. Allerdings gibt es noch einen Unterschied und das nicht nur in der Klasse E. Bei Dressurreiter-Wettbewerben und –Prüfungen wird mehr auf Sitz und Einwirkung des Reiters geachtet und weniger auf das Pferd. Genau heißt es im Aufgabenheft „Dabei wird besonders auf die Vorbereitung und Ausführung einzelner Lektionen durch den Reiter geachtet. […] Beurteilt werden der Sitz, die Hilfengebung, das Gefühl und die Einwirkung des Reiters sowie die Auswirkung der reiterlichen Einwirkung auf das Geritten sein des Pferdes […].“ Sitz, Hilfengebung, Gefühl und Einwirkung sowie Einfluss des Reiters fließen in einer Dressurprüfung zwar auch in die Bewertung ein, hier fließen jedoch zusätzlich die ersten Punkte der Ausbildungsskala (Takt, Losgelassenheit, Anlehnung/Schwung, beginnendes Geraderichten), sowie die Durchlässigkeit und der Gehorsam ein.

Caro sunny

Die Lektionen unterscheiden sich bei einer Dressurreiterprüfung und einer Dressurprüfung nicht wirklich. Schauen wir nun auf die A-Dressuren. Hier gibt es seit 2012 nicht mehr nur Dressurreiter- und Dressurprüfung Klasse A, die Dressurprüfungen werden unterschieden in A* und A** Dressuren. Die Dressurreiter A ist von den Anforderungen sehr ähnlich wie die A*, statt Mitteltrab und Mittelgalopp müssen die Tritte bzw. Galoppsprünge nur verlängert werden. Bereits ab Dressuren der Klasse A* sind Seitengänge in Form von Viereck verkleinern und/oder vergrößern im Schritt in den Aufgaben zu finden, bei A** kann das auch im Trab vorkommen. In Dressuren der Klasse A** kommen als zusätzliche Schwierigkeit Schritt – Galopp und Galopp – Schritt – Übergänge und Rückwärtsrichten hinzu. Sowohl bei Dressurreiterprüfungen als auch bei Dressuren Klasse A* und A** kommt in manchen Aufgaben Überstreichen und Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen vor, das kann jeweils im Trab oder im Galopp gefordert sein.

DerbyHamburg Freitag 160 von 370

Auch die L-Dressur ist heutzutage in L* und L** unterteilt (im Gegensatz zum Springen). Ab Klasse L* werden versammelte Tempi abgefragt. Außerdem kommt der Außengalopp hinzu. Auch Hinterhandwendungen, Kurzkehrt und einfache Galoppwechsel sollten sitzen. Auch ausreichend Kondition sollten Pferd und Reiter mitbringen, ab der Aufgabe L8 geht es nämlich statt dem kleinen 20 x 40m Viereck auf das große 20 x 60m Viereck. Und so eine Diagonale Mitteltrab kann lang werden… Bereits eine Dressurprüfung Klasse L mit nur einem Stern kann auf Kandare zu reiten sein. Die Aufgaben L 1 bis L4 werden normalerweise auf Trense geritten, der Rest auf Kandare. Dies ist jedoch in der Ausschreibung klar angegeben. In der Klasse L** kommen noch die Lektionen Schulterherein und Travers hinzu, außerdem wird neben dem Mittelschritt auch der starke Schritt abgefragt. Auch das Einreiten ändert sich. Während bisher noch aus dem Arbeitstrab eingeritten wurde, kann nun auch das Einreiten im versammelten Galopp gefordert sein. Die ganze Parade aus dem Galopp stellt hier eine weitere zusätzliche Schwierigkeit dar.

IMG 4607

Ab der Klasse M* wird nur noch auf Kandare geritten, M1 – M4 kommen dafür zurück aufs kleine Viereck. Neue Lektionen ab Klasse M* sind fliegende Wechsel, starker Trab und starker Galopp. Der versammelte Schritt wird erst ab Klasse M** abgefragt, außerdem tauchen hier die ersten Pirouetten auf. Zunächst jedoch noch nur halbe Pirouetten im Schritt oder Galopp. Außerdem tauchen hier die ersten „Zickzack-Traversalen“ im Trab auf, also Traversalverschiebungen nach links und rechts im Wechsel. Auch die ersten Galopptraversalen sind hier Bestandteil der Prüfung.

Schlussendlich: Die schwere Klasse. Wie auch im Springen, gibt es hier bis zu vier Sterne, statt der üblichen ein oder zwei wie in den kleineren Klassen. Bei der Beschreibung der Lektionen bleibe ich auf nationalen Niveau, bis S***. Statt an einem bestimmten Punkt kommen in der S* zuerst fliegende Galoppwechsel zu einer bestimmten Anzahl von Sprüngen vor. Zunächst zu drei und zu vier Sprüngen. Auch eine Viertelpirouette wird abgefragt (Kann mir ein Dressurreiter erklären, ob das schwieriger ist, als eine halbe?). In einer S** wird der Schwierigkeitsgrad weiter erhöht. Ganze Galopppirouette, fliegende Galoppwechsel zu zwei Sprüngen und die „Schaukel“ (vier Tritte zurück, vier vor, vier zurück) kommen hinzu. Auch die „Zickzack-Traversale“ im Galopp kommt zu den Anforderungen hinzu. „Pi und Pa“, also Piaffe und Passage, werden als höchste Grade der Versammlung ab S*** genauso abgefragt wie fliegende Galoppwechsel von Sprung zu Sprung.

 MG 6364

Ich hoffe, ich konnte einen guten Überblick über die unterschiedlichen Klassen in der Dressur geben. Natürlich resultiert die Schwierigkeit einer Prüfung nicht nur aus den einzelnen Lektionen sondern auch aus der Abfolge der Lektionen und daraus, wie schnell diese aufeinander folgen. Und neben der Korrektheit der Lektionen werden in allen Klassen auch der Gesamteindruck, die Ausbildungsskala und die Qualität der Gänge bewertet. Was soll das eigentlich alles heißen? Davon demnächst mehr!